Glaubwürdigkeit medialer Durchgaben aus dem Jenseits
Glaubwürdigkeit des Mediumismus
1. Nachprüfung medialer Aussagen
Die Vorstellung einer Kommunikation (Unterhaltung) mit Verstorbenen passt nicht in unser materialistisches Weltbild. Dazu kommt, dass es auch Scharlatane gibt, die mit ihrer angeblichen medialen Fähigkeit Geld machen, ohne eine echte Leistung zu erbringen. Es ist also verständlich und berechtigt, dass dem Mediumismus gegenüber sehr große Vorbehalte bestehen.
Aber es gibt mentale Medien, deren Aussagen sorgfältig nachgeprüft wurden, sich als richtig erwiesen, und nicht auf natürlicher Erkenntnisgewinnung beruhen.
Neuere Untersuchungen zeigen, dass paranormale Fähigkeiten grundsätzlich vorkommen können (Schwartz 2001, 2002). Darin wurden die Aussagen von 4 bekannten amerikanischen Medien untereinander und mit vorher aufgezeichneten Tatsachen verglichen. Während die Medien unter strengen Sicherheitsauflagen gegen Betrug, Irrtum und Zufälligkeiten im Schnitt 83% richtige Aussagen machten, schafften 68 Versuchspersonen durch reines Raten nur 36%. Ob dabei wiederum Jenseitige eine Rolle spielten, bleibt ungeklärt. Siehe auch eine neuere, deutsche unabhängige Studie von Lazar (Lazar 2021).
Aber auch lange zurückliegende, sehr gründlich durchgeführte Nachprüfungen, bestätigen, dass paranormale Leistungen bis zu Kommunikationen mit Jenseitigen auftreten können (siehe den Fall Eleonor Piper).
Angesichts sorgfältig geprüfter Fälle kann man das Phänomen medialer Kommunikation nicht einfach generell als Betrug oder als Schlussfolgerung aus äußeren Anzeichen (“cold reading”) abtun. Dennoch wird es von der etablierten Wissenschaft nicht beachtet oder als nicht existent betrachtet. Soweit es überhaupt eine ernsthafte Auseinandersetzung darüber gibt, wird eine animistische (anima lat. Seele) Erklärung favorisiert.
Schwartz, Gary E.R.; Russek, Linda G.S.; Nelson Lonnie A.; Barentsen, Christopher (2001) Accuracy and Replicability of Anomalous After-Death Communication Across Highly Skilled Mediums, JSPR, Vol. 65.1, No. 862, 1-25, Jan. 2001
Schwartz, Gary E. (2002) The Afterlife Experiments / Scientific Evidence of Life After Death, Atria Books, New York, ISBN: 0-7434-3659-8
Lazar, Oliver S. (2021) Jenseits von Materie / Bewegende Erfahrungen eines Wissenschaftlers mit der geistigen Welt und seine Jenseitsforschung, Giger, Altendorf, Schweiz, ISBN: 978-3-039330-42-3
2. animistische versus spiritistische Interpretation
Die animistische (anima lat. Seele) Erklärung* fasst die unverstandenen Phänomene gänzlich als Leistung der Psyche Lebender auf. So kommt sie ohne die Annahme einer jenseitigen Welt aus, in der sich die Seelen Verstorbener aufhalten (spiritistische Erklärung). Die gängige animistische Vorstellung firmiert unter dem Namen “Super-ASW” (Super-außersinnliche Wahrnehmung), die in Verbindung mit der Zusatzannahme “dramatisierter Darstellung durch das Medium” angereichert wird, um möglichst alle Elemente des Phänomens abdecken zu können.
Die Super-ASW-Hypothese behauptet, dass alle medialen Phänomene durch extrem ausgeprägte Fähigkeiten außersinnlicher Wahrnehmung (ASW) in der Form von Telepathie, Hellsehen, Präkognition (Schau in die Zukunft) und Retrokognition (Schau in die Vergangenheit) erklärt werden können. Oft wird die unbewusste Dramatisierung der medialen Durchgaben mit eingeschlossen. Es ist die meist-diskutierte Alternativerklärung. (Siehe auch unter “Alternativerklärungen” bei den Kinderfällen und “Alternativerklärungen” bei Rückführungen und einer genaueren Diskussion in meinen Büchern Band 1 und Band 2b.) Für die Schriftmedialität, Musik- und Malmedien (und für physikalische Medien) wäre noch Psychokinese (paranormale Kraftwirkungen/Bewegungen) hinzuzunehmen. Dann spricht man von Super-PSI.
Welches Erklärungsmodell ist nun überzeugender, das animistische oder das spiritistische?
In der Öffentlichkeit wird diese Frage meist nicht ausgewogen diskutiert. Der animistischen Annahme (Super-PSI) wird meist unausgesprochen der Vorzug gegeben. Wir wollen hier einmal umgekehrt herangehen und im nächsten Abschnitt aufzeigen, wo diese Hypothese ihre Probleme hat.
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* Die Bezeichnung ist unglücklich, weil auf die Seele Bezug genommen wird, die es nach materialistischer Vorstellung nicht gibt.
3. Probleme für die animistische Deutung
In folgenden Fällen wirken animistische Erklärungsversuche wenig überzeugend:
- Wenn mehrere Medien unabhängig voneinander zahlreiche gleichartige oder sich gegenseitig ergänzende Aussagen machen. Als Beispiel siehe die Kreuzkorrespondenzen. Um auch diese Umstände nicht-spiritistisch zu erklären, müsste man die Zusatzannahme machen, dass sich die Medien untereinander verständigen, ohne dies anzugeben und obwohl sie an weit auseinander liegenden Orten und zu unterschiedlichen Zeiten in Trance sind.
- Wenn das übermittelte Wissen in seiner Gesamtheit zwar bei der verstorbenen Person zu erwarten ist, aber bei der Nachprüfung nur in versteckten, schwer zugänglichen Quellen und/oder in mehreren, verteilten Quellen oder bei verschiedenen Personen zu finden ist. Für diesen Fall muss man der ASW die Fähigkeit unterstellen, verstreutes Wissen auffinden und sinnvoll zusammensetzen zu können. Als Alternativ bliebe nur zu spekulieren, es gäbe eine einzige Quelle für das gesamte Wissen; sie sei aber nicht entdeckt worden. Dies kann zwar Zweifel streuen, die Sachlage aber nicht klären. Als Beispiele mögen die Fälle "Schachspiel", "drop-in" und "zweideutige Dokumente" dienen.
- Wenn die verstorbene Person ein viel stärkeres Motiv hat, sich mitzuteilen, als das Medium oder der Besucher (Sitter). Als drastisches Beispiel kann der Fall des "drop-in-communicators" dienen. Aber die anderen Fälle auf der Seite "Beispiele" beinhalten dieses Element auch mehr oder weniger deutlich. Ein weiteres Beispiel findet sich in Band 3 ab S. 290. Super-PSI braucht eine Motivation, um zu funktionieren. Die Motivation des Mediums gründet auf dem Wunsch, die Bedürfnisse des Sitters zu befriedigen, zu helfen und Geld zu verdienen. In manchen Fällen bricht aber eine stärkere Emotion, ein heftiger Wille des Jenseitigen durch, der eine für ihn wichtige Nachricht überbracht oder eine Aufgabe erledigt haben möchte, für die es aus Sicht des Mediums keine Motivation gibt.
- Wenn das Medium ein Verhalten aufweist, das typisch für die verstorbene Person ist, über die das Medium aber weder normale Kenntnis erhalten haben kann, noch die erworbene Fähigkeit dazu besitzt: z. B. Wortwahl, Verwendung von Spitznamen, Aussprache, bevorzugtes Thema u.a.m. Als Beispiele kann man hier den Fall "Piper-Pelham" und das "Malmedium" anführen. Hier muss entweder die Zusatzannahme gemacht werden, dass nicht nur Wissensinhalte, sondern auch Verhalten durch ASW übertragen werden können oder man unterstellt dem Medium, das Wissen um Verhaltensmerkmale unbewusst schauspielerisch umzusetzen.
- Wenn das Medium Fähigkeiten zeigt, die typisch für die verstorbene Person sind, aber vom Medium nie erlernt worden sind. Dafür gibt es die Beispiele 2 bis 7 auf der Seite "Beispiele". Da es Übung und Zeit braucht, um Fähigkeiten zu erlernen, muss hier die zusätzliche Annahme riskiert werden, Fähigkeiten ließen sich durch ASW übertragen. Dafür gibt es aber keinerlei Belege.
- Wenn weder Wissen in den Köpfen der Menschen, noch in Dokumenten vorhanden ist. Woher nimmt dann die ASW die Information? Man könnte die ASW-Hypothese zu retten versuchen, indem Präkognition unterstellt wird. Dies wirkt aber etwas weit her geholt. Dazu gibt es das Beispiel "Nr. 9 schwieriger Fall...".
- Wenn die Dokumente Fehler enthalten, welche erst durch die medialen Aussagen und deren genaue Nachprüfung aufgedeckt werden. Ist die ASW so intelligent, die Fehler als Fehler zu erkennen und die richtigen Quellen zu verwenden? Dazu das Beispiel "Nr. 10 zweideutige Dokumente".
In jedem der oben genanten Problembereiche muss die Super-ASW-Theorie erweitert und verkompliziert werden. Da es keine objektive Grenze für die noch erlaubte Kompliziertheit gibt, kann diese Hypothese niemals verworfen werden. Sie ist nicht falsifizierbar (widerlegbar) und daher nicht von wissenschaftlichem Wert. Dazu kommt das Argument von Braude (Braude 2003), wonach es der Super-ASW immer schwerer möglich sein wird, aus der Vielzahl von Störeinflüssen die richtige Information heraus zu selektieren, je höhere Leistungsfähigkeit (Empfindlichkeit) man ihr zugesteht. Es bleibt der subjektiven Einschätzung vorbehalten, ob man mehr zur animistischen oder aber spiritistischen Erklärung neigt.
Für die spiritistische Hypothese spricht ihre Einfachheit und Geschlossenheit, dass sie dem Gefühl der Medien, mit Jenseitigen zu sprechen, entspricht und, dass sie Unterstützung auch von denjenigen Erfahrungsfeldern erhält, in denen die Super-PSi-These keine starke Stellung hat: Reinkarnationsforschung an Kindern, Rückführungen, Nah-Todeserlebnisse und Erscheinungen. Eine definitive Entscheidung kann aber nicht gefällt werden.
Es gibt ein gutes deutsches Buch zum Mediumismus, in dem man für weitere Beispiele fündig werden kann (Mattiesen 1987).
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Literatur:
Mattiesen, Dr. Emil (1987) Das persönliche Überleben des Todes, Bde. 1-3, de Gruyter, Berlin, ISBN: 3-11-011334-1
4. Kreuzkorrespondenzen
In der Absicht, einen Gegenbeleg zur ASW-Hypothese zu erbringen, ist eine Reihe von Versuchen mit verteilten Botschaften (Kreuz-Korrespondenzen oder Quer-Entsprechungen) unternommen worden.
Dabei wird die Aussage eines Kontrollgeistes oder einer Gruppe von Geistern durch mehrere Medien, die sich z. T. nicht kennen, z. T. weit auseinander leben und nichts von dem Versuch ahnen, in einzeln betrachtet unverständlichen Teilstücken übertragen. Erst wenn alle Nachrichten zusammenkommen, erschließt sich der Sinn.
Die Initiative dazu ging von den angeblich Jenseitigen aus. Die Kommunikatoren geben als Grund für die Versuche an, dass die Verteilung eines einzelnen Themas unter verschiedene Medien beweisen sollte, dass ein einziger unabhängiger Geist oder eine Gruppe von Geistern hinter dem Phänomen stünden.
Bei den Texten handelt es sich um Gedichte, Zitate und Titel mit literarischen Anspielungen in englischer, französischer, lateinischer und griechischer Sprache. Die Untersucher von der engl. Gesellschaft für psychische Forschung (SPR) benötigten einen hohen Grad an klassischer und literarischer Bildung, um die Zusammenhänge der Texte untereinander und die Bezüge zu den Wesensmerkmalen der Menschen herzustellen, die sich nun als Kommunikatoren (Gesprächspartner) der Medien gemeldet hatten. Bis auf ein Medium (Verrall), hatten die übrigen 6 beteiligten kein Latein oder Griechisch gelernt.
Die Beispiele dazu sind so kompliziert und verlangen sowohl altphilologische, als auch Sprachkenntnisse, die heute nicht mehr weit verbreitet sind, so dass hier auf ein Beispiel verzichtet wird.
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