Glaubwürdigkeit von spukhaften Erscheinungen
Glaubwürdigkeit bei Erscheinungen
Kaum jemand, der die Erfahrung einer geisterhaften Erscheinung gemacht hat, wird sich in unserer Gesellschaft trauen, davon öffentlich zu berichten. Daher hat der “Mann auf der Straße” den Eindruck, Erscheinungen gäbe es nur in Spukgeschichten und er wird ihnen mit größter Skepsis begegnen. Dazu kommt, dass sich Gespenster nicht oder höchst selten photographieren lassen, eine Objektivierung also nicht überzeugend gelingen will. Erscheinungen sind eine nur subjektiv erlebte Absonderlichkeit und dies ist ein wichtiger Grund für viele, Erscheinungen nicht ernst zu nehmen.
1. Kommen Erscheinungen real vor oder handelt es sich um bloße subjektive Trugbilder?
Gründe dafür, Erscheinungen als real anzuerkennen:
- Es gibt “kollektiv”, also von mehr als einer Person gleichartig und gleichzeitig wahrgenommene Erscheinungen (Beispiel 8, Beispiel 10). Damit wird der Einwand der Subjektivität der Erfahrung geschwächt. Insbesondere, wenn die Perspektive, aus der der jeweilige Beobachter die Erscheinung sieht, den realen Bedingungen bei einer wirklich vorhandenen Person entspricht, wird es schwierig für die Super-ASW-Erklärung, die alles als PSI-Leistung des Perzipienten (Beobachters) auffasst.
- Es gibt Erscheinungen, welche dem Beobachter (Perzipienten) bisher unbekannte Information übermitteln, welche aber dem Erscheinenden bekannt ist oder sein kann (Beispiel 3, Beispiel 4, Beispiel 5). Der Perzipient erlebt z. B. eine kürzlich gestorbene Person als Erscheinung, ohne zu wissen oder wissen zu können, dass die Person gestorben ist. Die Erscheinung mag auch eine Warnung vor einer tödlichen Gefahr überbringen (Beispiel 5), die sich später als berechtigt herausstellt. In anderen Fällen wird verborgene Information z. B. über verstecktes Geld, ein unbekanntes Testament oder eine Lebensversicherung (s. Beispiel 4) übermittelt. Solche Fälle lassen sich nicht als Wunschdenken oder Halluzinationen abtun, die gewöhnlich keinen Realitätsbezug haben.
- Es gibt Fälle, in denen kann man eine Motivation, als Erscheinung aufzutreten, auf der Seite des (toten) Erscheinenden leicht nachvollziehen, während der Beobachter kein oder nur ein schwaches Motiv hat, eine Erscheinung wahrzunehmen (Beispiel 2, Beispiel 3, Beispiel 4, Beispiel 5, Beispiel 9, Beispiel 10). Die Motivation wird besonders klar, wenn die Erscheinung auch (rezitativ oder kommunikativ) spricht.
- Es gibt Fälle, in denen die Erscheinung von psychokinetischen Effekten begleitet wird (Spuk, Objekte bewegen sich grundlos oder zerbrechen oder es gibt Klopfgeräusche, Trittgeräusche, Stöhnen, Lampen blinken Beispiel 3, u. a. m.). Geräusche wurden schon auf Tonband aufgenommen und dadurch objektiviert. Zerbrochene Gegenstände stellen auch eine Art Objektivierung dar. Sogar eine Handschrift wurde von einer Erscheinung hinterlassen (Kübler-Ross 1997).
- Fälle, in denen der Wahrnehmende die Person nicht kennt, die er als Erscheinung sieht, sie aber später z. B. anhand einer Photographie als eine Person identifizieren kann, die mit dem Ort der Erscheinung irgendwie verbunden ist (s. Beispiel 8).
- Die Beobachter haben in der Regel keine paranormalen Fähigkeiten, die es leicht machen würden, die Effekte mittels PSI (außersinnliche Wahrnehmung und Psychokinese) zu erklären.
- Erscheinungen kommen für den Beobachter überraschend. Sie sind nicht (in betrügerischer Absicht) geplante Ereignisse.
- Erscheinungen können auch willentlich hervorgerufen werden und sind damit Laborexperimenten zugänglich (Moody 1996).
- Fälle, in denen Tiere zusammen mit Menschen Erscheinungen wahrnehmen (Beispiel 3, Beispiel 6). Tieren attestiert man gemeinhin nicht die komplexe Psyche, die aus irgendeinem Wunschgedanken heraus eine Halluzination erzeugen könnte.
- Es gibt einige wenige Kinder, die sich an die Zeit zwischen ihrem früheren und heutigen Leben erinnern können und behaupten, in dieser Zwischenzeit aus dem Jenseits als Erscheinung aufgetreten zu sein (Literatur dazu). In einem Fall konnte das Auftreten durch unabhängige Zeugen bestätigt werden.
Quellen:
Kübler-Ross, Elisabeth (1997) Das Rad des Lebens / Autobiographie, Knaur, München, ISBN: 3-426-77458-5
Moody, Raymond A. / Perry, Paul (1996) Blick hinter den Spiegel/ Botschaften aus einer anderen Welt, Goldmann Verlag, München, ISBN: 3-442-12692-4
Kübler-Ross, Elisabeth (1997) Das Rad des Lebens / Autobiographie, Knaur, München, ISBN: 3-426-77458-5
Moody, Raymond A. / Perry, Paul (1996) Blick hinter den Spiegel/ Botschaften aus einer anderen Welt, Goldmann Verlag, München, ISBN: 3-442-12692-4
2. Reicht es aus, alle Erscheinungen natürlich, d. h. auf der Basis von Halluzinationen, Zufall oder außersinnlicher Wahrnehmung zu erklären?
Die Frage nach dem Zufall wurde schon von den frühen Forschern um die Jahrhundertwende untersucht. Sie haben die Wahrscheinlichkeit dafür berechnet, dass eine Erscheinung einer Person zufällig im Moment ihres Todes gesehen würde, und das Ergebnis widerlegt die Zufallsannahme.
Die Erklärung als Halluzination oder mittels Telepathie oder Hellsehen ist in Kollektivfällen aus folgenden Gründen problematisch:
- Wenn es sich um bloße Halluzinationen handelte, müssten kollektive Halluzinationen in der überwiegenden Mehrzahl mit unterschiedlichen Visionen vorkommen. Dies ist aber nicht der Fall.
- Halluzinationen erklären nicht das oft erstaunliche Wissen. Das wäre bestenfalls mit ASW erklärbar.
- Um mit ASW zu erklären, wieso alle Perzipienten zur gleichen Zeit die gleiche Erscheinung sehen, muss man der ASW Fähigkeiten von solchem Ausmaß zuerkennen, das bisher niemals nachgewiesen worden ist.
- Wenn es sich um ASW handelte, müsste sich diese Super-ASW plötzlich bei untereinander fremden Personen gezeigt haben, die eine Begabung für ASW bisher nicht gezeigt haben.
- Die Perspektive, aus der die Erscheinung gesehen wird, entspricht den Orten an denen sich die Perzipienten relativ zur Erscheinung befinden. Die Super-ASW müsste also allen Perzipienten einen gemeinsamen Ort für die Erscheinung zuweisen.
Weitere Punkte, die schwer mit ASW erklärbar sind:
- Erscheinungen können von Spiegeln reflektiert werden.
- Erscheinungen können Lichtquellen abdecken oder Schatten werfen.
- Erscheinungen können um Gegenstände herumgehen oder der Perzipient kann um die Erscheinung herumgehen.
- Die ASW-These kann auch nicht erklären, warum die übermittelten Informationen (z.B. Warnungen vor Gefahr oder Offenlegung von Verstecken) so häufig auf dem „Umweg“ über Mitteilungen Verstorbener statt unmittelbar transportiert werden.
- Es gibt reichlich viele Fälle, bei denen kein starkes Eigeninteresse des Perzipienten an dem Geschehen vorliegt, so dass sein Motiv zu so außerordentlicher ASW-Leistung nicht nachzuvollziehen ist. Aber ein starkes Motiv der verstorbenen Person ist erkennbar.
- Es gibt keine Hinweise auf die Existenz einer Super-ASW, wohl aber andere Hinweise auf ein Weiterleben nach dem Tod.
Gibt es eine Verbindung zu Verstorbenen?
Eine Antwort kann man nur im Umkehrschluss zu dem eben gesagten erhalten: Wenn man die Super-ASW-Erklärung für eher unwahrscheinlich hält, weil sie nur unter komplizierten Annahmen, die nicht durch Erfahrungen gestützt werden, alle Elemente von Erscheinungen erklären kann, dann ist die nächstliegende Erklärung die Manifestation einer Seele, wenn es dafür anderweitige stützende Hinweise gibt.
Die stärksten anderweitigen Stützen kann man aus der Feldforschung von Stevenson über Erinnerungen von kleinen Kindern beziehen. Dazu kommen - mit Abstrichen - die Ergebnisse von Rückführungen (s. Bände 2a & 2b), medialen Kommunikationen, Nah-Todeserlebnissen und Träumen (s. Band 3).
Stevenson und seine Mitarbeiter haben 9 Fälle studiert, in denen Kinder mit Reinkarnationserinnerungen von anderen Personen in der Zwischenperiode zwischen dem Tod der früheren Person und der Geburt der heutigen, als Erscheinungen gesehen wurden. Außerdem berichtet Stevenson, dass einige seiner Subjekte gelegentlich angaben, sie hätten in ihrer körperlosen Zeitspanne als Poltergeist gewirkt. Dafür gibt es nur indirekte Bestätigung. Eltern in Burma bestätigen, in der Zwischenzeit vor der Geburt des Kindes mit Reinkarnationserinnerungen mit Steinen “aus dem Nichts” beworfen worden zu sein; aber nicht mehr nach der Geburt (Hassler 2011, Band 1, S. 245).
Hassler, Dieter (2011) ... früher, da war ich mal groß. Und... / Indizienbeweise für ein Leben nach dem Tod und die Wiedergeburt / Band 1: Spontanerinnerungen kleiner Kinder an ihr “früheres Leben”, Shaker Media, Aachen, ISBN: 978-3-86858-646-6