Glaubwürdigkeit von Rückführungen in frühere Leben
Glaubwürdigkeit von Rückführungen in frühere Leben
Da Rückführungen nicht so gut untersucht sind wie Spontanerinnerungen kleiner Kinder, gibt es für Zweifler und Kritiker hier noch mehr Ansatzmöglichkeiten, die Interpretation durch Wiedergeburt in Zweifel zu ziehen. Daher wäre es nicht gerechtfertigt, auf der Basis von Rückführungen eine “Verteidigungslinie” für diese Interpretation aufziehen zu wollen. Aber man kann sich trotzdem die sachlichen Einwendungen ansehen:
Ein Schwachpunkt liegt in der Tatsache, dass die gesamte Literatur von Rückführungstherapeuten oder betroffenen Klienten stammt, nicht von unabhängigen, außenstehenden Wissenschaftlern. Dementsprechend liest man kaum etwas über Misserfolge und Nachprüfungen. Man muss davon ausgehen, dass die gesamte Situation beschönigend dargestellt ist.
In der Sache selbst gibt es einen Haupteinwand durch den die Glaubwürdigkeit leidet; den der Kryptomnesie.
Kryptomnesie (Quellen-Amnesie)
Was die Glaubwürdigkeit betrifft, liegt es an erster Stelle nahe zu vermuten, dass die hypnotisch hervorgerufenen (evozierten) Erinnerungen vergessenes oder verdrängtes Wissen darstellen könnten. Siehe auch “Kryptomnesie” auf der Seite “Alternativerklärungen”.
Zur Frage, woher diese »Erinnerungen« im hypnotischen oder hypnoseähnlichen Zustand kommen, berichtet Wiesendanger (Wiesendanger 2003, S. 103) von Untersuchungen, die der finnische Psychiater Dr. Reima Kampman, damals von der Universität Oulu, später Universität Tampere, seit Ende der sechziger Jahre vorgenommen hat. Er führte finnische Schulkinder und erwachsene Patienten in Hypnose in ”früheren Leben” zurück und erhielt bei etwa zwei Fünfteln von ihnen tatsächlich Auskünfte, die solchen Erinnerungen entsprachen. Als er diese Rückerinnerungsfähigen später wiederum unter Hypnose befragte, woher die Einzelheiten ihres vermeintlichen "Vorlebens" denn in Wirklichkeit stammten, insbesondere wenn Lebensläufe mit vielen Einzelheiten und genauen Namens- und Datumsangaben hervorgebracht waren, erlebte er eine große Überraschung. Diese Versuchspersonen konnten genau und nachprüfbar angeben, aus welchen Büchern oder anderen irdischen Bezugsquellen ihr "vorgeburtliches" Wissen stammte.
Eine 19jährige Studentin z. B. hatte in einer durchgehenden chronologischen Abfolge acht frühere Inkarnationen vom alten China bis in die Zeit des finnischen Winterkrieges geschildert, wo sie als Kaarin Bergstrom 1939 bei einem Luftangriff ums Leben gekommen sein wollte. Eine der Inkarnationen sollte im 13. Jahrhundert in England als Tochter eines Gastwirts stattgefunden haben. Die Studentin schilderte eingehend die Einzelheiten des Lebens im England jener Epoche und konnte sogar ein Volkslied in Mittelenglisch aus jener Zeit vorsingen. Dieses Lied wurde auf Tonband aufgenommen. Als die Studentin in einer späteren Hypnosesitzung nach der Quelle ihres “vorgeburtlichen” Wissens gefragt wurde, gab sie dazu einige Bücher an. In Bezug auf das mittel-englische Lied “erinnerte” sie sich, wie sie im 13. Lebensjahr in einer Bibliothek zufällig ein Buch in die Hand genommen und nur darin geblättert hatte. Sie konnte auch die Autoren nennen: Benjamin Britten und Imogen Holst und sie war fähig, die genaue Stelle in dem Buch anzugeben, wo das Lied gestanden hatte. Dr. Kampman konnte tatsächlich das Lied in dem angegebenen Buch ausfindig machen, in der gleichen Art, wie sie es in einer vorangegangenen Sitzung vorgetragen hatte. Auch der “Tod im Winterkrieg” ließ sich aus der Lektüre eines Buches und dazugefügten eigenen Abänderungen rekonstruieren.
Jan Erik Sigdell ist dem genauer nachgegangen und kam zu dem Schluss, dass auch hier so viele Fragen unbeantwortet bleiben, dass man diese Arbeit nicht als einen hieb- und stichfesten Beweis für Kryptomnesie ansehen kann. Die Begründung ist nachzulesen auf der Internetseite http://www.christliche-reinkarnation.com/Sokaren/052RegressionstestD.htm.
Professor Stevenson beurteilt die Lage folgendermaßen:
Er geht auf Untersuchungen von Zolik ein, die denen von Kampman entsprechen und die auch bei Wiesendanger und Sigdell angesprochen werden. Er kommt zur Beurteilung, dass sie nicht seinen Anforderungen an ein passendes Kryptomnesie-Modell gewachsen seien (Stevenson 1976, S. 349). Aber eine Arbeit von Dickinson zeige, dass es Kryptomnesie geben kann (Stevenson 1989, S. 304).
Er geht auf Untersuchungen von Zolik ein, die denen von Kampman entsprechen und die auch bei Wiesendanger und Sigdell angesprochen werden. Er kommt zur Beurteilung, dass sie nicht seinen Anforderungen an ein passendes Kryptomnesie-Modell gewachsen seien (Stevenson 1976, S. 349). Aber eine Arbeit von Dickinson zeige, dass es Kryptomnesie geben kann (Stevenson 1989, S. 304).
An anderer Stelle sagt Stevenson: „Die bei hypnotisch induzierten Regressionen gewöhnlich evozierten (hervorgerufenen) “Persönlichkeiten” scheinen eine Mischung verschiedener Bestandteile zu enthalten. Zu diesen können die gegenwärtige Persönlichkeit des Versuchssubjektes gehören, seine Erwartungen von dem, was der Hypnotiseur wünscht, seine Phantasien darüber, wie sein früheres Leben nach seiner Meinung hätte sein müssen, und schließlich paranormal erlangte Elemente (Stevenson 1976, S. 18)“. Zu den paranormalen Elementen zählen natürlich auch ASW und Präkognition, nicht nur die Reinkarnationshypothese.
Stevenson misst der Rückführungstechnik kaum einen Wert bezüglich der Frage nach der Existenz der Reinkarnation zu. Aus Beispielen mit nachweislich falschen Angaben schließt er, dass es sich bei den Erinnerungen um dramatisierte Phantasien handelt. Weiter sagt er zu Erinnerungen an frühere Leben, die vor der Mitte des 19. Jahrhunderts liegen: „Wenn detaillierte Berichte über ein (weit zurückliegendes,) früheres Leben - wie sie für die Verifikation gebraucht werden – existieren, dann kann die Person – zumindest im Prinzip – Zugang zu ihnen gehabt haben; und wenn der betreffende Mensch “ein verborgenes Leben geführt hat”, dann können wir wahrscheinlich nichts oder nur sehr wenig daraus verifizieren“ (Stevenson 1989, S. 55). Warum dieses Urteil zu hart ist, können Sie in meinem Band 2a nachlesen.
Stevenson gibt aber zu, dass es auch einige Fälle gibt, in denen die rückgeführte Person die „verborgene Information über einen bestimmten Ort zu einer geschichtlich früheren Zeit mitgeteilt (hat), die sie kaum auf normalem Wege erworben haben kann“ (Stevenson 1989, S. 57). Dazu rechnet er auch den Fall „Bridey Murphy“ von Morey Bernstein (1956). Weitere relativ gute Fälle werden auf der Seite “Einzelfälle in frühere Leben” genannt und in meinem Band 2a näher ausgeführt.
Außerdem hat Stevenson 2 Fälle untersucht, in denen die hypnotisierte und zurückgeführte Person die Fähigkeit zeigt, eine fremde Sprache zu sprechen, die sie nicht auf normalem Wege gelernt haben konnte (Xenoglossie). Die Personen sprachen diese Sprachen interaktiv, d. h., sie führten eine vernünftige Konversation mit anderen Personen, die diese Sprache beherrschen. Auch andere Autoren berichten Vergleichbares. Mehr zur Bedeutung von Xenoglossie in meinem Band 2b.
Stevenson hat bei 13 (älteren) Kindern, die Spontanerinnerungen an frühere Leben zeigten, versucht, mittels hypnotischer Rückführung zusätzliche Informationen zu erhalten. Leider ohne Erfolg.
Quellen (mit Links zu Literaturseiten):
Wiesendanger, Harald (2003) Zurück in frühere Leben / Möglichkeiten der Reinkarnationstherapie, LEA-Verlag, Schönbrunn, ISBN: 3-930147-14-9
Stevenson, Ian (1976) Reinkarnation, 20 überzeugende und wissenschaftlich bewiesene Fälle, Aurum Verlag, Freiburg, ISBN: 3-59108019-5.
Stevenson, Ian (1989) Wiedergeburt, Kinder erinnern sich an frühere Erdenleben, Aquamarin Verlag, Grafing, ISBN: 3-922936-82-2
Wiesendanger, Harald (2003) Zurück in frühere Leben / Möglichkeiten der Reinkarnationstherapie, LEA-Verlag, Schönbrunn, ISBN: 3-930147-14-9
Stevenson, Ian (1976) Reinkarnation, 20 überzeugende und wissenschaftlich bewiesene Fälle, Aurum Verlag, Freiburg, ISBN: 3-59108019-5.
Stevenson, Ian (1989) Wiedergeburt, Kinder erinnern sich an frühere Erdenleben, Aquamarin Verlag, Grafing, ISBN: 3-922936-82-2
Ergebnis
Sind nun alle derart künstlich hervorgerufenen Erinnerungen mit Kryptomnesie zu erklären oder gibt es auch Erinnerungen, die Reinkarnation als Erklärung nahe legen?
Im Sinne Stevensons exakt und unabhängig geprüfte und gleichzeitig gelöste Einzelfälle sind nicht bekannt. Aber es gibt inzwischen 37, die ausführlich geschildert und nachgeprüft wurden und mit Einschränkungen zumindest subjektiv überzeugen können. Sie sind unter “Einzelfälle, in frühere Leben” z. T. genannt und in meinem Band 2a alle näher ausgeführt. Die Rückgeführten selbst sind nach erfolgreicher Rückführung überwiegend von der Realität ihrer Erlebnisse überzeugt. Die Heilerfolge tun ein Übriges dazu, dies subjektive Gefühl zu stärken. (siehe auch die Diskussion von Dr. Paul F. Cunningham (2009) An Experimental Investigation of Past-Life Experiences).
Es gilt, bei objektiver Beurteilung, alle nur denkbaren Erklärungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen und diejenige auszuwählen, die am überzeugendsten wirkt. Die zu bedenkenden Alternativen reichen von Betrug bis Super-Außersinnliche Wahrnehmung. Die Palette der Möglichkeiten wird unter “Alternativerklärungen” auf dieser Homepage und in meinem Band 2b ausgebreitet. Eine personenunabhängige, rein objektive Festlegung auf die Reinkarnationshypothese erscheint beim gegenwärtigen Wissensstand nicht möglich. Es bleibt eine subjektive Beurteilung, die ich für meine Person im “Fazit” der Alternativerklärungen begründe.
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